Klassische B-Uhren aus Pforzheim, Glashütte und der Schweiz
Autor Hansjörg Vollmer
Die B-Uhr ist die Abkürzung für Beobachtungsuhr. Diese Uhren wurden vom fliegenden Personal der deutschen Luftwaffe während des Zweiten Weltkriegs verwendet. Das Wehrwirtschaftsamt verpflichtete 1940 unterschiedliche Hersteller zur Produktion von B-Uhren. In einem Pflichtenheft hatte das Reichs-Luftfahrt-Ministerium (RLM) sehr hohe Anforderungen für diese Uhren vorgegeben. Die B-Uhr wurde klassifiziert mit "FL 23883". Diese Nummer wies sie aus als Navigationsgerät und wurde eingestempelt auf jener Seite, die gegenüber der Uhrkrone liegt. Jede einzelne Uhr wurde vor der Auslieferung von einem amtlichen Prüfinstitut überprüft und mit einem Gangzeugnis versehen. Alle B-Uhren besitzen eine Unruhstopp-Vorrichtung – das heißt: Die Unruh wird bei gezogener Krone angehalten, damit die Uhr zeitzeichengenau eingestellt werden kann; nach dem Drücken läuft die Uhr weiter. Die B-Uhren hatten einheitlich einen Durchmesser von 55 mm. Sie wurden mit einem doppelt genieteten Befestigungsband über der Fliegermontur getragen.
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Fabrikate A. Lange & Söhne, Cal. 48/1 International Watch Co. (IWC), Cal. 52 Wempe, Cal. Thommen 31 STOWA (Walter Storz), Cal. Unitas 2812 |
IWC-Uhr
Graulackiertes Metallgehäuse, schwarzes Zifferblatt mit arabischen Radium-Zahlen und -Minuterie. Vergoldetes 18''' Werk Caliber 52 mit Ankergang, siebe Steine, Kompensationsunruh mit Breguet-Spirale, Micrometer-Feinregulierung, indirekte Sekunde. Die IWC-Fliegeruhr hat ein zusätzliches Weicheisen-Innengehäuse zum Schutz gegen Magnetfeld-Einstreuung, die durch Instrumente im Flugzeug-Cockpit verursacht werden können.
LACO (Lacher &Co.), Cal. Durowe D5
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Zifferblatt-Varianten Beim Baumuster A hatte das Zifferblatt eine klassische Fliegeruhren-Einteilung mit Angabe der Stunden von „1“ bis „11“ in arabischen Ziffern und ein Dreieck mit zwei Punkten anstelle der „12“. Das Baumuster B hat eine Minuten-Einteilung von „5“ bis „55“ in den äußeren Rändern des Zifferblatts, anstelle einer „60“ steht dort ein Dreieck mit Strich. In einem Innenkreis des Zifferblatts befindet sich die Stunden-Einteilung „1“ bis „12“. Allen B-Uhren gemeinsam waren die Leuchtziffern auf mattschwarzem Grund und Leuchtzeiger mit aktiver Leuchtmasse (Radium). Sehr markant war die griffige Uhrkrone, die wegen ihrer Form als Zwiebelkrone bekannt ist. Die Uhrwerke waren sehr präzise gearbeitet und in 16 bis 22 Steine gelagert. Im Vergleich zu anderen Armbanduhrwerken waren diese Werke sehr großzügig dimensioniert und mit Feinregulierung ausgestattet. Die meisten dieser Werke waren mit einer Stoßsicherung ausgestattet. |
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Diese zwei Fliegeruhren werden
von ARISTO VOLLMER in Pforzheim als Repliken hergestellt
links: Modell Beobachter; rechts: Modell Pilot
Glashütter Variante |
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B-Uhren heute |
Klassische Beobachtungsuhren erzielen 70 Jahre nach ihrer Herstellung bereits Preise bis zu 10.000 US-Dollar. Und auch die B-Uhren-Replikas aus den 1990er Jahren – vor allem jene, die nur in limitierter Auflage hergestellt wurden – sind inzwischen begehrte Sammlerstücke.
Quellen: |
B-Uhren im Katalog eines Auktionshauses
Mit dem Label „Messerschmitt“ produziert die ARISTO VOLLMER GmbH Pforzheim eine Serie von hochwertigen Fliegeruhren, die den klassischen Beobachtungsuhren nachempfunden ist.